Erfüllung und Energie statt Leere und fehlender Sinn

Elise fühlt sich leer – trotz Erfolg. Der Glanz der Karriere reicht ihr nicht mehr, also macht sie sich auf die Suche nach einem Coach und stösst auf upskilled. Sie ist sich nicht sicher, ob mein Angebot zu ihr passt. Wir vereinbaren ein Kennenlerngespräch. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiss: Elise ist Journalistin. Und so wird unser Gespräch zum Interview. Ihre Fragen sind direkt, präzise – und werden für mich zur selbstreflektiven Rekapitulation meiner eigenen Reise.

Fragst du dich auch, wer ich bin – und ob ich als Coach zu dir passe? Vielleicht findest du in diesem Gespräch einige Antworten. 

Elise: Was ist dein grösstes Achievement in deinem Leben?

Crista: Dass ich ein unbewusstes, unerfülltes Leben in ein bewusstes, erfülltes Leben verwandelt habe.

Elise: Wie muss ich mir das vorstellen?

Crista: Die ersten 30 Jahre meines Lebens lebte ich, um anderen zu gefallen und sie zu beeindrucken. Ich sammelte Stempel in meinem Pass und reiste durch 60 Länder, ohne wirklich da gewesen zu sein. Ich arbeitete für renommierte Firmen, ohne meine Begabungen zu nutzen. Ich führte Beziehungen, die mir nicht gut taten. Ich fühlte mich trotz allem, was ich äusserlich erreichte, leer. Ich wusste nicht, wer ich war und was ich wollte.  

Die Sicht durch meine Linse. Reflexiver Moment auf Koh Pi Pi auf meiner Reise durch Südostasien, 2009

Elise: Wieso?

Meine Schwester, meine Mutter und ich in Florida, 1986. Zu dieser Zeit wollte ich Astronautin werden

Crista: Als Kind lernte ich, mich anzupassen. Ich lernte, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich sollte ein Junge sein, kein Mädchen. Ich sollte weder Graffiti sprayen noch Rap hören. Ich sollte nicht Kunst studieren, sondern etwas mit Perspektiven. Und so war mein Hirn neurophysiologisch anders verdrahtet: Meine Aufmerksamkeit richtete sich nach Aussen. Ich hatte kaum Antennen nach Innen. Ich fühlte meine Bedürfnisse nicht, wusste nicht, wer ich war, also konnte ich keine Entscheidungen treffen, die mir entsprachen. 

Elise: Das klingt zermürbend. Was war der Wendepunkt?

Crista: Das Buch «Das Drama des begabten Kindes» von Alice Miller. Es machte mir klar, dass ich nach Mustern lebte, die nicht meine eigenen waren – sondern alte Prägungen aus der Kindheit. Ich suchte mir einen Coach und begann, mein Leben neu zu ordnen. Ich reduzierte meinen Bekanntenkreis, kündigte meinen Job, ging nach LA und absolvierte dort eine Coaching-Weiterbildung. Danach machte ich mich selbständig – und konnte mein Leben endlich selbst gestalten.

Elise: Klingt für mich nach diesen Coaches, die sich selbst heilen müssen, es aber an anderen versuchen.

Crista: Das kann ich nachvollziehen. Mein Psychologiestudium hatte ich jedoch schon zehn Jahre vor dieser Entscheidung im Sack. Der Mensch war immer das, was mich interessierte. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich, rational argumentiert, meine Erfahrung in der Wirtschaft mit meinem psychologischen Wissen verbinden. Und das gab Coaching. Emotional argumentiert wollte ich meinem Herzen folgen. Denn zu diesem Zeitpunkt war das das erste Mal in meinem Leben, dass ich genau das unbedingt wollte.

Elise: Verstehe ich. War die Umsetzung einfach, also der Weg zu dir selbst?

Crista: Ja und nein. Einfach im Sinne von, dass je klarer mein innerer Kompass wurde, desto klarer wurde ich in der Umsetzung. Schwierig im Sinne von der Persistenz, die es manchmal braucht, wenn du vom sicheren Weg abkommst.

Als ich mich für die Coachingweiterbildung in LA entschied, kam ich von einem Jahr Arbeiten in London und Fernbeziehung zurück. Mit meinem damaligen Freund hatte ich gerade ein Bijou einer Wohnung in Zürich gefunden. Und ich war mir nicht sicher, wie ich alles auf Dauer finanzieren konnte, wenn ich meinen Job kündigte.

Doch dann bekam ich den wohl transformativsten Tipp meines Lebens: «Wenn du dich im Entscheidungsdschungel verlierst, priorisiere das, wofür dein Herz schlägt – alles andere findet seinen Weg.»

2011 in Kalifornien, als die Reise in meine Selbständigkeit ihren Anfang nahm (mit Jean, die ich damals in der Weiterbildung kennenlernte)

Und so war es: Ich sagte meinem damaligen Freund, dass ich nach Kalifornien wollte, um die Coachingweiterbildung zu machen. Er reagierte enthusiastisch und kam mit! Wir beide entwickelten uns beruflich weiter. Für unsere Wohnung fanden wir die perfekten Untermieter. Mein damaliger Arbeitgeber offerierte mir eine Teilzeitstelle, so dass ich von LA aus arbeiten konnte und somit war auch mein Lebensunterhalt weiter gesichert.

Manchmal muss man mutig sein.

Elise: Wow. Und dann hast du dich selbständig gemacht?

Crista: Ja, in 2011. Das Leben war und ist grosszügig zu mir, seit ich meinen eigenen Weg gehe. Heute führe ich zwei Unternehmen: Die Beratungsfirma mintminds AG, die sich auf Organisations- und Führungsentwicklung spezialisiert, und upskilled. Ich habe dabei maximale Flexibilität, Selbstbestimmung und Sinnstiftung. Ich lebe das beste Leben, das ich mir jemals hätte vorstellen können.

Elise: Bist du nicht auch Mutter?

Crista: Doch. Warum?

Elise: Es klingt nicht so, wie das alles zusammen möglich wäre.

Crista: Ist es. Ich glaube, eine sehr präsente Mutter zu sein und viel Zeit mit meiner Tochter zu verbringen, die ich über alles liebe. Trotzdem, dass ich viel arbeite. Mein Leben ist simpel, ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Und ich muss mental sehr klar und leistungsfähig sein.

Elise: Was heisst das, mental sehr klar sein?

Crista: Wenn ich mental sehr klar bin, dann habe ich immer die Übersicht und weiss stets, was der nächste Schritt ist. Stress und Überlastung kommt meiner Meinung davon, dass man entweder zu viel von dem macht, was man nicht machen will oder den Überblick bei allen Aktivitäten verliert.

Ich mache das, was ich tun will und woran ich glaube, dass es mein Lebenssinn ist. Zudem habe ich den Überblick über alles oder weiss, wie ich ihn mir verschaffen kann, wenn ich ihn verloren habe. Auch kenne ich meine inneren Kritiker wie auch meine Superpowers, ich weiss, wo ich tendenziell einknicke und kompensiere. Ich weiss, was ich tun muss, wenn ich kognitiv oder sozial müde bin. Und so weiter. Ich lebe ein sehr bewusstes Leben. Und bin dadurch belastbar, respektive kann viel leisten.

Elise: Und das ist für dich Erfüllung?

Crista: Ja, ich tue, woran ich glaube und wann ich es will.

Elise: Ich kann mit Erfüllung nichts anfangen. Alle sprechen davon. Aber wie fühlt sich das an?

Crista: Gute Frage. Psychisch fühle ich mich stabil, ich habe nicht mehr diese grossen Stimmungsschwankungen wie früher. Mental bin ich klar. Spirituell bin ich mit meinem Lebenssinn verbunden. Sozial bin ich von Menschen umgeben, die mich sehen und fördern. Ich bin kreativ und kann etwas bewegen. Körperlich bin ich gesund, schlafe gut und habe viel Energie. Mein Leben fühlt sich einfach richtig an. Ich kann über mich selbst bestimmen und folge einem klaren Kompass. Zusammenfassend gesagt: Ich bin auf eine sehr tiefe und stabile Weise glücklich, zufrieden mit meinem Leben.

Und ich liebe meinen Job!

Elise: Was liebst du daran?

Crista: Ich liebe die tiefen Gespräche, die ich mit Menschen führen kann. Ihre wahren Gesichter zu sehen. Zu sehen, wie sie ihren nächsten Schritt machen. Ich liebe die Magie, die in Gruppenkursen entsteht, wenn wir über Visionen, Ziele, Werte, innere Kritiker und mehr sprechen. Die Verbindung daraus ist unbezahlbar.

Elise: Was macht dich aus als Coach?

Crista: Dass ich dir helfe, dein bestes Leben zu leben, indem du dein wahres Ich findest.

Elise: Ja aber wie machst du das, wie arbeitest du?

Crista: Mindestens diese zwei Dinge machen mich aus:

Im Januar habe ich zwei Wochen aus den Bergen gearbeitet. Diese Flexibilität und Mobilität ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken (Zermatt, 2025)

  • Ich glaube, dass ich Menschen in einer Tiefe wahrnehmen kann, die sie selbst nicht immer können. Indem ich ausspreche, was ich sehe, wird das Ungesehene gesehen und wird wahrnehmbar, verarbeitbar.

  • Zudem suche ich nach Mustern, die neurophysiologisch konditioniert sind. Wenn wir diese Muster brechen, dann ist tiefe und vor allem nachhaltige Transformation möglich.

Elise: Das klingt spannend. Was hättest du dir gewünscht, früher zu wissen?

Crista: Das ich gut bin, wie ich bin. Mein jüngeres Ich wäre wohl ausgeflippt, wenn es gewusst hätte, dass ich jemals das Leben leben würde, das ich heute lebe.

Elise: Das ist beeindruckend.

Crista: Danke.

Elise: Kann das jeder erreichen?

Crista: Ja.



Crista: Danke, Elise, für diese Fragen!

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Ist dein Leben lebenswert?